Hacker in den eigenen Reihen


Folge 2 – Hacker in den eigenen Reihen

In den mit feinem Samtpapier tapezierten und von warmem Licht fürsorglich beleuchteten Hallen eines modernen Bürogebäudes befindet sich die Wirtschaftskanzlei »Partner & Freunde«. Hier finden sich die Säulen der Verwaltung einer wirtschaftlichen Welt, die sich in ihrer spezifischen und doch so realen Weise in der Atmosphäre der thüringischen Stadt Ilmenau verankern.

Partner & Freunde ist als Firma eher überschaubar im Vergleich zu multinationalen Kanzleien und dennoch hat sie ein wahrlich erhabenes Ansehen im Umkreis. Ihr Kerngeschäft liegt in den sensibelsten Bereich des Wirtschaftslebens – Steuern, Buchhaltung und Finanzen. Je nach Perspektive könnte man das tägliche Geschäft als Puritanismus der Zahlen oder Pornografie der Arithmetik formulieren. Als Institution konzentriert sie sich über viele Jahre hinweg um die Belange lokaler Unternehmen und einiger Privatpersonen, die ihre Wohlhabenheit eher geschickt verbergen, als sie protzig zur Schau zu stellen.

Die Geschäftstätigkeit in den überheizten Büros und gewundenen Korridoren stellt eine Herausforderung dar, die eine schiere Ernsthaftigkeit und beinahe schmerzhafte Detailtiefe voraussetzt. Kein Haufen Papier, keine Kiste mit Akten wird dem Schicksal überlassen. Datenschutz in seiner reinsten Form wird hier zelebriert, geradezu mythisch, als wäre es ein uralter Fetischgegenstand, der vor aller Welt versteckt bleiben soll. Jedes Dokument, ob Kontoauszug, Investitionsunterlage, Steuererklärung, Vertrag oder persönliche Identifikationsdaten – alles wird akribisch und mit größter Sorgfalt aufbewahrt. Es ist überflüssig zu sagen, dass der Schutz dieser Artefakte von unschätzbarem Wert als Fundament dient – geradezu ein unerschütterliches Fundament – auf das der hervorragende Ruf von Partner & Freunde aufbaut.

Inmitten dieser heiligen Hallen der administrativen Ordnung, zwischen summenden Druckern und dem beruhigenden Geklapper mechanischer Tastaturen, sitzt der junge Account Manager Thomas, der Schwung in die sterile Tätigkeit bringt.

Da blinkt etwas in seinem Posteingang auf.
Eine E-Mail, scheinbar belanglos, informiert ihn, dass sich die Lieferung des neuen Kopiergeräts verzögert. Ein Klick genügt, ein Bruchteil von Sekunden und unbemerkt beginnt ein Prozess, der das geordnete Chaos der Büros verschiebt. Der Link in der E-Mail lud eine Schadsoftware, die sich ähnlich wie ungebetene Ameisen auf einer Picknickdecke, in die Systeme von Partner & Freunde einnistet.

Unter diesem digitalen Radar schlichen sich Hacker in das Netzwerk und zapften über mehrere Tage hinweg die Server an, um an die sensiblen Kundendaten zu gelangen. Erst das geschulte Auge und die Sorgfalt von Bernd, dem IT-Leiter, bringen Licht in das Unglück.

Es ist so weit, er ruft den Sicherheitsexperten Max von »InfinityBites« an, um weitere Lecks zu verhindern. Max, der auffallend oft im gefährlichen Niemandsland zwischen Funktion und Zerstörung wandelt, ist seine letzte Hoffnung, diese Krise zu bewältigen. Max begibt sich umgehend zu Partner & Freunde und startet eingehende Scans, um den Malware-Code zu analysieren und das Umgehen der Sicherheitsmechanismen zu ergründen.

»Welcher Computer war zuerst davon betroffen?« war die Erste von vielen Fragen. Nur ein Blick, nur ein stummer Fingerzeig – auf den Rechner von Account Manager Thomas.

Thomas knallrot sich rechtfertigend: »Das war wie echt, das Kopiergerät war doch tatsächlich bestellt.«

Max ermittelt, welche spezifischen Daten gefährdet sind und befragt Thomas weiter, um die Schwachstelle ganz genau zu ergründen, die den Hackern den Zutritt ermöglicht hat.

»Ich werde jetzt umfangreiche Maßnahmen ergreifen, danach werden wir uns alle zusammensetzen und ich werde Ihnen beibringen, wie man die ‘bösen’ E-Mails erkennt.« Max’ belehrend, aber schmunzelnd.

Max ergreift nun Maßnahmen und verbessert Firewalls, E-Mail-Filter, Mitarbeiterberechtigungen und Passwörter, um Schwachstellen zu schließen und zukünftige Angriffe zu vereiteln. Darüber hinaus initiiert er Systemscans, um eventuell von der Malware hinterlassene Schlupflöcher zu identifizieren.

Neben den technischen Verbesserungen führt Max indessen die angekündigte Schulungen zur Cybersicherheit für die Mitarbeiter durch.

»Halten Sie mal ohne zu klicken den Mauszeiger auf den Link in der E-Mail. Jetzt sehen Sie den echten Link, so wie er im Quellcode der Mail steht. Das tun Sie ab sofort immer, bevor Sie klicken. Nur der Link, der hier erscheint, ist der echte Link. Sie sehen hier das Ziel Ihres Klicks.« Max als Lehrer zu den interessierten Mitarbeitern.

Weiter vermittelte er, wie man sichere Passwörter nutzt, Anzeichen für Social Engineering identifiziert und andere sichere Protokolle im Umgang mit sensiblen Daten befolgt. Die Angestellten erkennen schnell, dass kontinuierliche Wachsamkeit und nicht bloß einfache Tools von entscheidender Bedeutung sind, um Bedrohungen abzuwehren. Alle sind Max für die rasche Reaktion dankbar, um sowohl technische als auch menschliche Schwachstellen zu beseitigen. Alles als Lehre aus dem Vorfall bei Partner & Freunde.

Während der Analyse der Datenverkehrsprotokolle des Angriffs stößt Max auf ungewöhnliche ausgehende Datenübertragungen von den Systemen Partner & Freundes zu einem externen Server, der keinerlei Verbindung zur Firmen-Infrastruktur hat. Die übertragenen Daten selbst sind unverschlüsselte Backups von alten Website-Dateien, archivierten Newslettern und anderen nicht sensiblen Inhalten.

Das Vorhandensein dieser zusätzlichen Übertragung legt für Max nur einen Schluss nahe, dass hier ein Angriff als Tarnung oder Ablenkung dient, um unbemerkt an anderer Stelle in Partner & Freundes Systeme einzudringen. Womöglich eine Basis für ein allmähliches, unentdecktes Abgreifen weiterer Daten. Max vermutet dahinter ein ausgeklügeltes Motiv und eine Raffinesse, die über gewöhnliche Internetkriminalität hinausgehen.

Max saß an seinem Schreibtisch, die Tastatur klapperte leise unter seinen flinken Fingern. Der Monitor vor ihm flimmerte im gedämpften Licht seines Arbeitszimmers. Die Luft roch nach verbrühtem Kaffee und dem leichten Hauch von Spannung. Seine Augen verengten sich, während er die Zeilen des Codes studierte, der vor ihm auf dem Bildschirm tanzte. Es war wie ein komplexes Puzzle, das er Stück für Stück zusammensetzte, um das Bild zu enthüllen, das hinter den mysteriösen Übertragungen steckte.

Seine Gedanken verbanden sich mit den virtuellen Pfaden, die sich vor ihm ausbreiteten, wie Adern, die in die Dunkelheit des Internets führten. Die IP-Adresse des externen Servers leuchtete auf dem Bildschirm auf, ein digitaler Fingerzeig, der ihn tiefer in das Netzwerk des Angreifers führte. Mit jedem Klick, jeder Eingabe, jeder Zeile Code tauchte Max tiefer in die Welt der Kriminellen ein.

Als er die Verbindungen zwischen dem Server und den verschiedenen Einbrüchen in der Region herstellte, konnte er ein Muster erkennen, das sich langsam vor ihm aufbaute. Ein Netzwerk von scheinbar unzusammenhängenden Unternehmen, die alle auf seltsame Weise miteinander verknüpft waren. Ein Restaurant, ein Autohaus, eine Anwaltskanzlei, eine Arztpraxis – unterschiedliche Branchen, alle mit wertvollen Daten.

Max lehnte sich zurück, rieb sich die müden Augen. Die Puzzlestücke fügten sich zusammen und das Bild wurde klarer. Dies war kein Zufall. Es war kein Fall von isolierten Einbrüchen. Hier war eine Hand im Spiel, die dunkle Absichten verfolgte.

Er stellte sich einen Gegner vor, ein Meister von Täuschung und Geduld. Jemand, der wusste, wie man im Schatten operierte, während die Aufmerksamkeit auf den geringfügigen Datendiebstahl gelenkt ist. Max konnte förmlich die zynische Genugtuung spüren, die von diesem Akteur ausging, während er inmitten einer Gruppe scheinbar unzusammenhängender Unternehmen agierte.

Das Puzzle war fast komplett, aber das letzte Stück fehlte noch. Max überlegte, welches Ziel dieser Schatten wohl anstrebte. Welche Art von Dunkelheit trieb ihn an, in diese scheinbar unschuldigen Netzwerke einzudringen? Ein Hauch von Besorgnis durchzog Max, während er die möglichen Konsequenzen dieser Intrige ergründete.

Die Uhr tickte leise in der Ecke des Zimmers, als Max in die Tiefen des Codes und der Gedanken eintauchte. Bis Max weitere Beweise für die Existenz dieser anhaltenden Bedrohung gesammelt hat, behält er diese alarmierenden Erkenntnisse für sich. Er möchte die Kunden nicht unnötig beunruhigen, ohne den vollen Zusammenhang zu kennen.


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Tom Scharlock
Tom Scharlock

Leidenschaftlicher Web- & App-Entwickler, A.I. Spezialist, Autor und erfahrener Prompt-Designer. Mithilfe modernster digitaler Technologie entwickle ich gerne Websites und Apps, die Kunst und KI harmonisch verbinden. Meine Begeisterung für das Zusammenwirken von Technologie und Kreativität treibt meine Arbeit kontinuierlich voran und inspiriert mich, stets Neues zu ergründen. Mehr zu mir.

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Gehackte IT-Systeme, ein Land vor Wahlen und ein Buch als Serie.
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